Ramon Llull:


VOM MACHO ZUM MÄRTYRER

Als größter Sohn Mallorcas gilt der spätmittelalterliche Mystiker, Missionar und Philosoph Ramon Llull (Raimundus Lullus). Er wurde um das Jahr 1232 als Sohn eines wohlhabenden Ritters geboren. In seinen jungen Jahren galt er als rücksichtsloser Draufgänger, der ein ausschweifendes Leben führte und den größten Teil seiner Zeit damit verbrachte den Frauen hinterher zu jagen.

Im Alter von etwa 30 Jahren kam die Wende. Bei einem Aufenthalt auf dem Berg Randa erschien ihm in einer Vision vier Mal der gekreuzigte Christus. Ramon Lull verstand dies als Botschaft sich ganz in den Dienst Christi zu stellen und gab von heute auf morgen sein zügelloses Leben auf. Er verkaufte seinen Besitz und ging auf verschiedene Pilgerfahrten. Zurück auf Mallorca zog er sich als Einsiedler auf den Berg Randa zurück und widmete sich dort fast zehn Jahre lang ausgiebigen Studien. Er lernte Hebräisch, Arabisch und die Grundlagen der islamischen Theologie. Sein Ziel war es jetzt die Juden und die moslemischen Heiden vom einzig wahren Glauben, dem Christentum, zu überzeugen.

Mallorca ehrt seinen großen Sohn mit einem Denkmal am Paseo Marítimo in Palma.
Mallorca ehrt seinen großen Sohn mit einem Denkmal am Paseo Marítimo in Palma.
Darstellung Ramon Llulls in einem Buch von 1662.
Darstellung Ramon Llulls in einem Buch von 1662.
Das Kloster La Cura in Randa begrüßt seine Besucher mit einem Zitat Ramon Llulls.
Das Kloster La Cura in Randa begrüßt seine Besucher mit einem Zitat Ramon Llulls.
Ramon Llull Denkmal im Garten des Klosters Cura, auf dem Berg Randa.
Ramon Llull Denkmal im Garten des Klosters Cura, auf dem Berg Randa.
Ein kleines Museum zeigt dort persönliche Genstände und Bücher von Ramon Llull.
Ein kleines Museum zeigt dort persönliche Genstände und Bücher von Ramon Llull.
In drangvoller Enge stehen die Exponate zusammen.
In drangvoller Enge stehen die Exponate zusammen.
Grab Ramon Llulls in Palma. Foto: <a href="http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ramón_Llull._Sepulcro.jpg?uselang=de" target=_blank>(c) José Luis Filpo Cabana</a>
Grab Ramon Llulls in Palma. Foto: (c) José Luis Filpo Cabana
Erster Computer: Llulls "Intelligente Maschine" aus seinem Werk "Ars Magna".
Erster Computer: Llulls "Intelligente Maschine" aus seinem Werk "Ars Magna".
Illustration von Ramon Llulls Vision und seinen folgenden Pilgerreisen.
Illustration von Ramon Llulls Vision und seinen folgenden Pilgerreisen.
Llull wird von zornigen Moslems verprügelt und in den Kerker gesperrt.
Llull wird von zornigen Moslems verprügelt und in den Kerker gesperrt.
Das Bild ist ein mittelalterlicher Comic der eine Geschichte erzählt.
Das Bild ist ein mittelalterlicher Comic der eine Geschichte erzählt.
Grober Überblick über die Reisen des Ramon Llull.
Grober Überblick über die Reisen des Ramon Llull.

Ramon Llull ging auf Missionsreisen nach Nordafrika und gründete nebenher in Randa eine Schule für junge Missionare, in der sie Hebräisch und Arabisch lernen konnten. Seine systematische Beschäftigung mit der jüdischen und arabischen Kultur machten ihn zum Begründer der westeuropäischen Orientalistik. Er schrieb im Laufe seines Lebens über 250 Bücher, darunter die berühmten Werke „Ars Magna“ und „Ars Brevis“. Dadurch, dass er viele seiner Bücher außer in Latein und Arabisch auch in der Volkssprache Katalan schrieb, erhob er diese von einem vulgärlateinischen Dialekt zur Kultur- und Literatursprache.

Weil Lull der der Meinung war, dass Wahrheit immer auf Logik basiert und wusste, dass er gläubigen Juden und Moslems nicht mit christlichen Dogmen und leeren Phrasen kommen konnte, entwarf und baute er eine Maschine, die auf philosophische Fragen immer eine richtige (logische) Antwort geben sollte. Damit wollte er sie vom Christentum, als einzig wahre (weil logische) Religion überzeugen.

Seine Schriften, seine Reisen und nicht zuletzt seine Hartnäckigkeit machten ihn schließlich zu einem berühmten Gelehrten, der weit über die Grenzen Mallorcas hinaus bekannt war. Er scheute sich nicht alle für seine Mission wichtigen Würdenträger Europas aufzusuchen, einschließlich des Papstes und nahm sogar am Konzil von Vienne teil. Er lebte und schrieb einige Jahre abwechselnd in Genua und Montpellier, die damals beide zum Königreich Mallorca gehörten, und wurde schließlich als Lehrer an die Sorbonne, die Universität von Paris berufen.

Als Missionar war Ramon Llull weniger erfolgreich. Immer wieder entkam er bei seinen Predigten dem Volkszorn in allerletzter Minute. Seine letzte Reise führte ihn im Jahre 1315 wieder ins moslemische Nordafrika. Es wird berichtet, dass der bereits über 80-jährige seine Zuhörer dort so sehr gegen sich aufbrachte, dass sie ihn auf offener Straße steinigten. Schwer verletzt, erreichte er mit letzter Kraft das Schiff, das ihn zurück nach Mallorca brachte. Als die Insel in Sicht kam, soll er beim Anblick seiner Heimat verstorben sein. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in der Kirche Sant Francesc, in der Altstadt von Palma.

Papst Gregor IX. erklärte Ramon Llull im Jahre 1376 zum Ketzer und seine Schriften wurden verboten und verbrannt. Dennoch war zum Beispiel Nikolaus Cusanus ein großer Bewunderer von Ramon Llull. Er sammelte seine Werke und sorgte für deren Verbreitung. Gottfried Wilhelm Leibnitz baute um 1700 eine Rechenmaschine nach Llulls Vorgaben. Unter Mathematikern gilt seine "Intelligente Maschine" als erster Computer der Welt. Erst im 19. Jahrhundert wurde Ramon Llull rehabilitiert und zum Märtyrer der Kirche erklärt. 1847 erfolgte die Seeligsprechung durch Papst Pius IX. und das Vefahren zur Heiligsprechung läuft.



  • Anfahrtsplan zum Grab von Ramon Llull:


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